Jahresrückblick 2018

Jahresrückblick 2018

Januar

Verein Freundeskreis Museum Villa Stahmer gegründet

Museum Villa Stahmer erhält tatkräftige Unterstützung

Aufgrund eines Aufrufes der Stadt Georgsmarienhütte im Jahr 2016 meldeten sich zehn neue Ehrenamtliche, um die Aufsicht während der Öffnungszeiten des Museums Villa Stahmer zu verstärken. Nach einigen Monaten wuchs das Interesse an dem Museum so sehr, dass die Neuen und die bisher Aktiven beschlossen, den Förderverein Freundeskreis Museum Villa Stahmer e.V. zu gründen. Folgender Vorstand wurde gewählt: Georg Robin Morrison, Vorsitzender, Sandra Meinert, 2. Vorsitzende, Mechthild Gausmann, Kassenwart und Renate Morrison, Schriftführerin. Zum erweiterten Vorstand gehören als Beisitzer Christine Vennemann, Nicole Steffen und Inge Becher, die als Museumsleiterin den direkten Kontakt zur Stadt Georgsmarienhütte hat. In Gesprächen mit Bürgermeister Ansgar Pohlmann wurde die Gründung des neuen Vereins sehr begrüßt.

Ziel des Vereins ist es, die bisherige erfolgreiche Arbeit der Museumsleiterin zu unterstützen und die Villa Stahmer mit zusätzlichen kulturellen Veranstaltungen zu beleben. Die bisher durchgeführten Konzerte waren sehr erfolgreich und fanden eine große Resonanz.

Der Vorstand des neuen Vereins und die Ehrenamtlichen unterstützen das Museum Villa Stahmer.

 

Februar

Fotoausstellung von Fritz Schwarzenberger in der Villa Stahmer

Bürgermeister Ansgar Pohlmann war begeistert von Schwarzenbergers Fotografien, mit denen er 28 Künstler aus der Region Osnabrück portraitierte. Er zeige damit die künstlerische Vielfalt, die im Osnabrücker Land vorhanden ist.

Alfred Cordes, Schriftsteller aus Osnabrück, machte die Vielschichtigkeit des Mediums Fotografie deutlich. Einerseits dokumentiere es den Moment mit eingefrorenen Bewegungen und einem Spiel von Licht und Schatten, mit der Schönheit der Sekunde des Auslösens. Gleichzeitig birgt es aber die Gefahr der Manipulation der Fotografien, die durch die technischen Möglichkeiten raffinierter Computerprogramme einem ästhetischen Diktat folgend, geschönt werden, so Cordes.

Schwarzenberger zeigte die Künstler in zwei Welten. Er stellte das klassische Portrait neben die Fotografie der Künstler in phantastischen Kompositionen, versunken in ihren Kunstwelten. Jedes Bild war durchdacht, geplant und installiert und aus unzähligen fotografischen Mosaiksteinen akribisch zusammengesetzt, komponierte Szenarien, in denen die Künstler zu sehen sind, mit meisterlicher Hand zu Kunstwerken montiert. Eine wichtige Voraussetzung für seine fotografische Arbeit waren die Gespräche mit den Künstlern, um den Stil der Künstler zu erkennen, sich in ihr Kunstverständnis einzufühlen und damit die gewonnenen Eindrücke in seinen Fotografien deutlich werden zu lassen.

 

Mai

Henning Mankell in der Villa Stahmer

Lesung mit Rainer Korte

Wer kennt ihn nicht, den schwedischen Kommissar Kurt Wallander aus Ystad. 37 Bücher sind von Henning Mankell auf Deutsch erschienen.  Aber nur 12 von ihnen handeln von Wallander. Weniger bekannt sind die übrigen Bücher von Mankell. Alle lesenswert, unterhaltsam und mit starken Aussagen, wie Rainer Korte in seiner Lesung und Erläuterung des Werkes von Mankell feststellte. Deshalb stellte er insbesondere diese „anderen“ Bücher vor. Hierzu zählten auch die „Afrikabücher“ Mankells, in denen er sich kritisch mit den problematischen Lebensbedingungen der afrikanischen Bevölkerung auseinandersetzt.  Mit seiner Lesung gab Korte einen interessanten Überblick über das umfangreiche Werk des großen schwedischen Schriftstellers. Die Lesung eröffnete eine Reihe regelmäßig stattfindender kultureller Veranstaltungen in der Villa Stahmer, die vom Freundeskreis Museum Villa Stahmer künftig durchgeführt werden.

 

August

Wettbewerb der Kunst- und Kulturstiftung

Preisverleihung und Ausstellungseröffnung in der Villa Stahmer

Auch in diesem Jahr lud die Kunst und Kulturstiftung Georgsmarienhütte Künstler aus der Region zu einem Kunstwettbewerb ein. Das gewählte Thema „Lernen-Leben“ war wohl künstlerisch schwieriger umzusetzen als die Themen in den Vorjahren, wie Klaus Seifert, Vorsitzender der Stiftung, feststellte. Umso mehr freute er sich über die große Resonanz, die der Wettbewerb bei mit 128 eingereichten Werken hervorrief. 80 davon waren in der Ausstellung zu sehen. Neben vielen Künstlern aus Georgsmarienhütte haben sich Künstler aus Münster, Bielefeld und Warendorf an dem Wettbewerb beteiligt.

Andreas Brenne, Professor für Kunstpädagogik an der Universität Osnabrück, zeigte sich sehr angetan von dem Wettbewerb, der immerhin mit 7.000 Euro beachtlich dotiert ist. Neben den Künstlern der Region biete er auch den Kunststudenten der Universität Osnabrück einen Anreiz, sich künstlerisch weiter zu entwickeln. In diesem Zusammenhang hob er auch die überregionale Bedeutung des Preises hervor, wie die Beteiligung zeige. Die Beziehung der Begriffe „Leben und Lernen“ seien vielschichtig und nur vordergründig jedem geläufig und selbstverständlich. Denn gutes Leben geht über das Aneignen von Wissen und Fertigkeiten hinaus, da Vieles nicht erlernbar, sondern erfahren und im täglichen Alltag gelebt werden muss, wie Brenne ausführte. Diese Wechselbeziehung findet sich in vielfältiger Weise in den Bildern wieder. Alle Arbeiten wirken aus sich heraus und können so handlungs- und erkenntnisstiftend sein.

Wie Seifert bei der anschließenden Preisverleihung vertretend für die Jury festhielt, lag die Qualität der Bilder auf einem breiten hohen Niveau nah beieinander, sodass die drei Preise auf sieben Künstler verteilt wurden. Den ersten Preis teilten sich Marianne Hüsing und Robert Meyer. Beide Künstler sind seit vielen Jahren in der GMHütter Kunstszene engagiert und auch überregional anerkannt und geschätzt. GRM

Preisverleihung der Kunst und Kulturstiftung in der Villa Stahmer. Von links: Professor Andreas Brenne, Anna Hagemann Petra Riesenbeck, Marianne Hüsing, Jürgen Wendt, Regine Wolf, Paul Wessler, Robert Meyer, Klaus Seifert

 

September

Gitarrenmusik vom Feinsten

Duo Danny Weiss & Das Raffael de Florian in der Villa Stahmer.

Dem Freundeskreis Museum Villa Stahmer gelang mit dem ersten Gitarrenkonzert im September ein gelungener Start in die Kleinkunst-Reihe der Villa Stahmer. Diese Reihe wird in Zusammenarbeit mit der Stadt Georgsmarienhütte künftig das bisherige kulturelle Angebot in Georgsmarienhütte ergänzen.

In der speziell für das Konzert geschaffenen Clubatmosphäre zeigten das Gitarrenduo Danny Weiss & Raffael de Florian, zwei Osnabrücker Urgesteine der Musikszene, ihr außergewöhnliches musikalisches Können an der Gitarre. Ihre musikalische Palette reichte von Django Reinhardt bis zum temperamentvollen Flamenco und wurde durch Klassiker vom Jazz bis zur Popmusik ergänzt. Songs wie „Yesterday“, „Girl from Ipanema“ und „Sweet Georgia Brown“, um nur einige zu nennen, interpretierten sie auf ihre ganz besondere eigene Weise, die die Zuhörer begeisterte. Stücken wie „Besame Mucho“ und „Summertime“ gab Raffael de Florian mit seinem zurückhaltenden Gesang eine besondere Note. Ein Highlight des Abends war der Klassiker “Bei mir bist du schön“ mit seinem wunderbaren Rhythmus.

Bei den Instrumentalstücken wechselten sich die beiden Vollblutmusiker gekonnt in ihrem Dialog von virtuosem Solospiel und gefühlvollen Begleitrhythmen ab. Für diese Wechsel reichte ein kurzer Blick, mit denen sie sich ihre „musikalischen Bälle“ gegenseitig zuspielten, oft verbunden mit einem Lächeln, das ihre entspannte Spielweise deutlich machte. Ihr vielschichtiges und virtuoses Gitarrenspiel, hinterließ bei den Zuhörern immer wieder das Gefühl, nicht zwei, sondern mehrere Gitarren zu hören. In ihrem Spiel entfalteten sie ihre ganze Erfahrung, die sie in ihrer über 20-jährigen Zusammenarbeit gesammelt haben. Ihr Gitarrenspiel war geprägt von großem Können und äußerster Spielfreude. Damit bescherten die Künstler den Zuhörer ein ganz besonderes musikalischen Erlebnis, wofür sich das Publikum mit langanhaltendem Applaus bedankte und den Freundeskreis ermutigte, auf diesem Weg weiter zu machen.

 

Das Haus als Partitur

Ein Wandel-Konzert mit Willem Schulz

Der Freundeskreis Museum Villa Stahmer veranstaltete am 16.09.2018 sein zweites Konzert in der Villa Stahmer im Rahmen der Kleinkunstreihe der Stadt Georgsmarienhütte. Willem Schulz, Cellist und Performance – Künstler aus Melle lud zu einem Wandelkonzert in die Villa ein. Im Rahmen seines Projektzyklus „Das Haus als Partitur“, ein Teil seines umfangreichen musikalischen Schaffens, mit dem er bereits über 50 Gebäude bespielt hat, ließ er seine außergewöhnliche Musik in der Villa Stahmer erklingen.

Im Rahmen des Wandelkonzertes ließ er die Konzertbesucher nach seiner Regie an die unterschiedlichsten Stellen der Villa, innen und außen, führen. Dort spielte er auf verschiedenen Instrumenten, wie dem Cello, Muschelhorn, japanischen Kato, auch Monochord genannt, die von ihm speziell komponierten Arrangements, die den jeweiligen Ort oder Raum der Villa musikalisch beschrieben. Dadurch gab er den Zuhörern Zeit, die Orte in Verbindung mit der Musik auf sich wirken zu lassen und so zu neuen Sichtweisen und Empfindungen auf das bisher eher vordergründig bekannte Gebäude zu gelangen. Dabei nutzte er trotz seiner vorbereiteten Kompositionen Spielräume für interessante Improvisationen, die sich für ihn aus der jeweiligen aktuellen Situation ergaben.

Am Beginn des Konzertes begrüßte er die Zuhörer mit einem Muschelhorn aus luftiger Höhe vom Balkon der Villa aus, dass weit in die Stadt hinein klang und die Besucher nichts ahnend unten auf der Zuwegung der Villa überraschte. Im musealen Teil der Villa gelang es ihm hervorragend das Leben um die Jahrhundertwende in Musik umzusetzen. Er zeichnete mit seinem Cello die Arbeit und die damit verbundene Geräuschkulisse in der Küche nach. Oder brachte den möglichen Dialog früherer Gäste der Stahmers im Esszimmer musikalisch auf eine eindrucksvolle und gleichzeitig äußerst unterhaltsame Weise mit seinem Cello zu Gehör, sodass sich die Zuhörer ein Schmunzeln nicht verkneifen konnten. Auch sein Spiel vor dem Relief des Hüttenwerkes, in dem er die Geräuschkulisse des alten Werkes akustisch sehr realitätsnah mit dem Cello nachempfand, erinnerte die älteren Zuhörer an vergangene Zeiten.

Im Außenbereich der Villa ließ er an verschiedenen Orten wie dem alten Backhaus und dem Eingang das Cello, in der Schlackenpfanne des Lok-Garten eine große Trommel und auf der Museumstreppe Rhythmushölzer erklingen und zog auch an diesen Orten mit seiner einfühlsamen Musik die Zuhörer in seinen Bann.

Die Konzertbesucher erlebten eindrucksvolle musikalische Momente, die sie über 24 Stationen durch und um die Villa führten. Dabei erlebten sie Schulz als äußerst konzentrierten und experimentierfreudigen Künstler, der seinem Cello neben seiner gekonnten klassischen Spielweise, viele für ein Cello ungewohnte Töne entlockte und seine Darbietungen oft mit tänzerischen Bewegungen betonte. Die Zuhörer verfolgten das Konzert mit Andacht. Gesprochen wurde zwischen den einzelnen Stationen nicht und auch nicht applaudiert. So konnten sie sich ganz auf die Räume und Orte konzentrieren und diese mit der Musik in Einklang bringen und die Villa Stahmer neu erleben. Es war ein wunderbares musikalisches Erlebnis, wie die Konzertbesucher einhellig nach dem Konzert im Gespräch mit dem Künstler feststellten.

 

Oktober

Gitarrenkonzert der Extraklasse

 

Ramona Bücker und Tim Sandkämper in der Villa Stahmer

Die Besucher der Villa Stahmer erlebten beim zweiten Gitarrenkonzert des Freundeskreis Museum Villa Stahmer einen ganz besonderen Konzertabend mit virtuosen Gitarrenspiel. Ramona Bücker und Tim Sandkämper aus der Nachbargemeinde Hagen a.T.W, die nach eigenem Bekunden bereits im frühen Kindesalter das Gitarrenspiel erlernten, zeigten ihr virtuoses Können in der Villa Stahmer. Beide leiten seit Jahren erfolgreich das „Gitarrenensemble Absaits“ und sind als Gitarrenlehrer aktiv.

In den Mittelpunkt ihres Konzertes stellten sie Stücke des Billy Idol-Gitarristen Steve Stevens, dessen Musik sie auf ihre ganz eigene Weise mit eigenen Arrangements neu interpretierten. Stevens Stücke haben für sie einen ganz besonderen Reiz, da sie in der Kombination von Rock und Flamenco mit viel Spaß wunderbar zu spielen sind, wie Sandkämper feststellte.

Sie stimmten ihre Gäste aber mit dem sehr schönen ruhigen Stück “Beneath the Evening Sky“ von Ralph Towner auf ihr Programm ein. Danach widmeten sie sich ihrem Lieblingsgitarristen Stevens mit den Stücken „Letter to Memory“, „Hanina“ und „Water on Ares“. Für diese Ballade ließ sich Stevens übrigens von der Entdeckung von Wasser auf dem Mars inspirieren und erinnerte mit feingliedrigen Gitarrenspiel an sprudelnde Quellen, von Bücker und Sandkämper äußerst gefühlvoll gespielt. In dem Stück „Sadhana“ verbindet Stevens verschiedenste Musikstile zu einer Rockbalade, in der das Gitarren Duo ihr hervorragendes Gitarrenspiel einmal mehr unter Beweis stellen konnte. Das gilt insbesondere auch für das berühmte „Concierto de Aranjuez, II. Adagio von Joaquin Rodrigo und das temperamentvolle „Spain“ von Cick Corea. Beides Klassiker spanischer Gitarrenkunst. Ersteres sehr getragen eine traurige Geschichte erzählend und das Zweite voller Lebensfreude und Temperament. So konnten sie den Zuhörern mit ihrem virtuosen und dyamischen Spiel die ganze Bandbreite spanischer Musik nahebringen. Ihr hervorragendes und vielseitiges Gitarrenspiel unterstrichen Bücker und Sandkämper auch durch ihre Interpretationen weiterer Gitarristen wie Sting mit „Shape of my Heart“, Jesse Cook mit „Tempest“ und „Cancio Triste“ oder Paco di Lucia mit „Mediterranean Sundance“

In allen Stücken stellten die beiden Gitarristen ihr außergewöhnliche Können unter Beweis, gepaart mit einer großen Leidenschaft für ihre Musik und höchster Konzentration und Perfektion in ihrem Spiel. So gelang es ihnen, ihr Publikum den ganzen Abend über in eine große Spannung zu versetzen, die nach jedem Stück nur durch den begeisterten Applaus von den Zuhörern unterbrochen wurde. Nach mehreren Zugaben und einem langanhaltenden Schlussapplaus ging ein ganz besonderer Konzertabend zu Ende.

 

November

 

Daisy Chapman

Lieder, die von der Vielfalt der Welt erzählen

Ein ganz besonderes musikalisches Erlebnis genossen die Besucher des Konzerts von Daisy Chapman aus Bristol, Großbritannien, in der Villa Stahmer. Im Rahmen ihrer Konzertreise durch Norddeutschland ergab sich für die Stadt Georgsmarienhütte die Möglichkeit, Chapman ganz kurzfristig mit Unterstützung des Freundeskreises Museum Villa Stahmer in das Programm der Kleinkunstreihe der Stadt aufzunehmen. Eine gute Entscheidung, wie das Interesse an diesem Konzert zeigte. Bereits im Vorverkauf waren die meisten Karten abgesetzt, sodass die Organisatoren sich über ein volles Haus freuen konnten. Und das zu Recht, wie sich im Laufe des Abends zeigen sollte.

Chapman, auf der Violine begleitet von Sue Lord, bot ein außergewöhnliches Programm. Perfekte Arrangements und eine wunderbare Stimme, mal rockig und dann wieder ganz feinfühlig, sind die Markenzeichen der Sängerin, die sie auf ihren vielen Tourneen durch Großbritannien, Frankreich und Deutschland ihrem Publikum bietet. Sogar in China hat sie bereits Konzerte gegeben.

Als Songwriterin schreibt und arrangiert sie ihre Texte und Musik selbst und erzählt darin Geschichten, die sie auf ihren vielen Reisen erlebt und gesammelt hat. Auf ihrem neuesten Album „Good Luck Songs“ mit dem sie Geschichten und Glückwünsche aus der ganzen Welt erzählt, sind ihre schönsten Balladen zu hören, die sie mit ihrer ausdruckstarken Stimme und mit viel Emotionen den Zuhörern präsentiert, abwechselnd weich und stimmungsvoll melancholisch mal lautstark rockig, aber immer klar und präzise in den unterschiedlichsten Tonlagen. Das gilt insbesondere für die Stücke, die sie äußerst gekonnt a-capella singt und so die Qualität ihrer wunderbaren Stimme unter Beweis stellt.

In ihrem Song „Generation Next“ setzt sie sich, nachdem sie durch die Welt gezogen und nach Bristol zurückgekehrt ist, mit dem Älterwerden auseinander und macht deutlich, dass sie den Trubel der Stadt lieber der nachfolgenden jüngeren Generation überlässt und das ruhige Landleben abseits der Großstadt bevorzugt. Diese Gegensätze musikalisch deutlich zu machen, gelingt ihr ausgezeichnet. In ihrem Lied über den Sommer beschreibt sie musikalisch wunderbar das Flirren und Summen der Insekten an einem schönen warmen Sommertag. Dieses gilt ich auch für ihren Wintersong, in dem sie die winterliche Atmosphäre während einer Tournee durch Deutschland beschreibt. In „Madame Geneva“ erzählt sie die tragischen Folgen des Ginkonsums, der im 18. Jh. als Genever von Holland kommend große Teile der Londoner Bevölkerung in Mitleidenschaft zog.

In ihren Songs begleitet sie sich mit großem Können auf dem E-Piano und zieht die Zuhörer in ihren Bann. Manchmal schimmern in ihren Liedern Klangbilder durch, die an keltische Musik erinnern. Dieser Eindruck entsteht nicht zuletzt auch durch die Begleitung von Sue Lord, die den Songs mit ihrer Violine eine ganz besondere Note verleiht. Sehr zurückhaltend und einfühlsam mit feinsten Geigenklängen aber immer pointiert, wenn das Stück es erlaubt, rundet Lord’s Spiel, Chapmans Gesang und Pianospiel ab.

Ein ganz besonderes Erlebnis für die Zuhörer war die Looping-Technik die Chapman in einigen ihrer Songs nutzt. Mit dieser Technik zeichnet sie live Teile ihres Gesangs und Pianospiels auf und spielt diese in dem gleichen Stück als Begleitung ihres Gesangs im Hintergrund wieder ab. Eine äußerst schwierige Technik, die perfektes Timing große musikalische Disziplin verlangt. Dadurch erreicht Chapman`s Musik eine Bandbreite von zarten Vocals, melodischen Oboen und Klavierbegleitungen bis hin zu einer ganzen Symphonie von Instrumenten und Stimmen.

Mit großem Applaus bedankten sich die Konzertbesucher für ein ganz besonderes Konzert. Chapman und Lord waren von dem Ambiente der Villa so sehr angetan, dass sie versprachen, diese besondere „Location“ in das Programm ihrer Tournee im nächsten Herbst wieder aufzunehmen.

 

Wandel-Klangkonzert in der Villa Stahmer

Klang-Duo Jörg Kerll & Hilmar Hajek, Klangzentrum Osnabrück Jörg Elmar Kerll und Hilmar Hajek vom Klangzentrum Osnabrück verwandelten die Räume der Villa mit traumhafter Musik und passenden Lichtstimmungen in ein entspanntes Refugium. Hoch konzentriert und tief in ihrer Musik versunken spielten sie ihr außergewöhnliches Konzert. Ihre harmonisch arrangierten Klangfolgen spielten sie über eine Stunde lang ohne jede Unterbrechung, sodass sie während des Konzertes in höchster Spannung waren. Dabei setzten sie verschiedenste Instrumente ein, denen sie sphärische und mystische Klänge entlockten und über 40 Besucher in ihre Klangwelten versinken ließen.

Das Instrumentenspektrum reichte von Muschelhörnern, Gongs, Didgeridoos, Tibet-Hörnern, Monochord, Indianerflöten, Trommeln bis hin zu verschiedensten Klanginstrumenten. Feinste filigrane Klangfolgen der Klangschalen wechselten mit den mächtigen Basstönen der Tibet-Hörner. Muschelhörner und Gongs traten in klangvolle Zwiegespräche. Die Namen ihrer Stücke hießen „Vielsaitiges“, „Gongreise“, „Steinkreis“, „Traumwelt“ und „Klangwandel“. Durch die Verteilung der Instrumente auf drei Räume, wechselten die Musiker immer wieder ihre Standorte, spielten zusammen oder trennten sich, und zelebrierten ihre Klangmuster in einem harmonisch abgestimmten musikalischen Dialog, der die Luft in den Räumen schwingen ließ. Dazu passend bewegten sie sich in einer federleichten anmutigen Choreografie durch die Räume. So entstand ein ganz enger Kontakt zwischen ihnen und ihren Konzertbesuchern. Einige der Zuhörer folgten ihnen, andere blieben sitzen und genossen, ohne die Künstler zu sehen, versunken die entfernten Klänge aus den anderen Räumen. Viele schlossen ihre Augen, um sich auf diese für unsere Ohren eher fremdartigen aber äußerst spannenden und gleichzeitig entspannenden Klangwelten konzentrieren zu können. So fühlten sich die Zuhörer vorübergehend in eine andere Welt versetzt. „Balsam für die Seele“ oder „Seelenklänge“ waren nur zwei der vielen Wortschöpfungen, mit denen die Zuhörer das Erlebte nach dem Konzert beschrieben.

Ein besonderer Reiz entstand auch durch die Kombination der Musik mit der aktuellen Aufstellung von Kunstwerken aus Filz, ein nicht geplanter Zufall, von dem sich die Künstler inspirieren ließen.

Das Finale gestalteten die Musiker kontrastreich, indem sie zunächst mit Klangspielen feinste engelsgleiche Töne erklingen ließen und abschließend die Räume mit kräftigen Tönen des Muschelhorns und dem Gong durchfluteten.

Nachdem der letzte Schall verklungen war, verharrten die Künstler und Zuhörer minutenlang in einer tiefen Stille, eine Stille fast greifbar, von der man glaubt sie hören zu können.  Ein äußert spannendes und gleichzeitig tief entspannendes Konzert belohnten die Konzertbesucher mit begeistertem Applaus.