Jahresrückblick 2020

Jahresrückblick 2020

Kalla Wefel
24. Januar 2020, 19.30 Uhr

Der bekannte Kabarettist gastierte am 24. Januar in der Villa Stahmer. Wefel in der „Osnabrücker Provinz“? Ja. Aber überhaupt nicht provinziell. Denn sein Kabarettprogramm das unter dem Motto stand: „Motzen ist mein Yoga“ war alles andere als provinziell. Der Abend hielt, was das Thema versprach. Mit Wefel stand ein Vollblutkabarettist auf der Bühne des Freundeskreises Museum Villa Stahmer, der sein Programm mit großer Hingabe förmlich zelebrierte. Er schaffte es von Anfang an, einen ganz persönlichen ja fast intimen Kontakt mit seinem Publikum herzustellen und genoss es augenscheinlich sehr, in der „Wohnzimmeratmosphäre“ der Villa zu spielen, wo er einen unmittelbaren Kontakt zu seinem Publikum aufbauen konnte. Seit 54 Jahren steht Kalla Wefel auf der Bühne, zunächst als Musiker in verschiedenen Bands und die letzten 30 Jahre auch als Kabarettist. Außerdem ist er als Schauspieler, Autor und Übersetzter aktiv.

Im ersten Teil seines Programms lass er aus seinen zahlreichen Büchern, deren Geschichten mit viel Osnabrücker Lokalkolorit gespickt sind. Insbesondere seine Zitate aus seinem Osnabrücker Wörterbuch „Kär, Kär, Kär“, seinem absoluten Bestseller unter seinen Büchern mit 15.000 verkauften Ausgaben, unterhielten seine Gäste auf besonders unterhaltsame Weise. Es ist ein Wörterbuch über die Eigenheiten der Osnabrücker Sprache, in dem er komödiantisch Begriffe vorstellt, die es nur in Osnabrück gibt. Sie waren so amüsant, dass die Lacher beim Publikum nicht abreißen wollten. Die alten umgangssprachlichen Begriffe erinnerten die überwiegend ältere Generation unter den Gästen sehr an ihre gute „Alte Zeit“. Hierzu zählten seine Wortanalysen mit den nur in Nuancen der unterschiedlichen Bedeutungen der Worte „Schmöttke“ und „Söttke“, die er am Beispiel des Fußballspieles ganz präzise herausarbeitete. Die Internationalität Osnabrücks machte er beispielsweise augenzwinkernd deutlich, da die Osnabrücker ja bekanntlich im „Moskau“ schwimmen gehen und von Fremden gefragt, wo das sei, die ungewöhnliche Antwort lautet, „in der Wüste“.

Auch seinen bewegten Lebenslauf vermittelte er seinen Zuhörern gekonnt kabarettistisch. Seine vielen schulischen Niederlagen an Osnabrücker Gymnasien sah er in einem logischen Zusammenhang zu der damaligen gesellschaftlichen Situation Ende der 60iger Jahre. Dabei stellte er dar, dass seine kabarettistischen Fähigkeiten schon in früher Jugend erkennbar wurden, wie seine konfliktreifen Dialoge mit seiner Lehrerschaft deutlich machten. Gleiches galt für sein weiteres bewegtes Leben als Musiker. Dieses führte ihn nach Hamburg und über Wien, Kanada, Schweden, Frankfurt wieder dorthin zurück.

Im zweiten Teil seines Programmes zeigte er sein Können als Gitarrist und Sänger. Er stellte in kurzen Passagen verschiedene Songs vor, die nicht nur ihn, sondern seit den 60er Jahren viele Musikbegeisterte begleitet und geprägt haben. Dabei stellte er unter Beweis, wie vielseitig er stimmlich und instrumental agieren kann, immer versehen mit einer guten Portion Humor. Sein Repertoire reichte von den Beatles, über die Troggs bis hin zu Bob Dylan und vielen anderen. Seine Kommentare hierzu waren gespickt mit abstrusen Erlebnissen und Geschichten von etlichen Größen der Rockgeschichte.

Davon handelt übrigens auch sein aktuelles Programm „Am Anfang war die Musik“, dass er in kurzen Auszügen vorstellte. Dafür hat er zu vielen bekannten Songs sehr interessante deutsche Texte geschrieben. Mit seinem Programm spielt Wefel den persönlichen Soundtrack seines Lebens. Leidenschaftliches, fetziges, vielseitiges Kabarett mit Biss und einer gehörigen Portion Selbstironie. Frei nach seinem Motto “Ohne Skandale kein Triumph“, wie er mehrfach feststellte und das er bis heute pflegt. Nach über drei Stunden beendete er den Abend mit dem Hinweis: „Sie haben heute Abend Glück, in Hannover habe ich schon einmal elf Stunden gespielt“. Das Publikum dankte ihm für einen äußerst unterhaltsamen Abend mit langanhaltendem Applaus.

 

Ein Konzertflügel für die Villa Stahmer 

Freundeskreis Museum Villa Stahmer bietet künftig ein erweitertes Kulturprogramm

Der „Freundeskreis Museum Villa Stahmer e. V.“, ein inzwischen bekannter Kulturverein in Georgsmarienhütte, engagiert sich seit zwei Jahren ehrenamtlich für die Villa Stahmer, eines der wenigen denkmalgeschützten und schönsten Gebäude unserer Stadt. Neben der Sicherstellung der Öffnungszeiten des Museums organisiert der Verein zusätzlich zum bereits vorhandenen Museums- und Ausstellungsangebot ein umfangreiches Kulturprogramm. Hierzu zählen u.a. Konzerte, Lesungen und Kabarett. Das Spektrum der Konzerte reicht von klassischer Musik über Blues und Jazz bis zu anderen Musikveranstaltungen. So konnte der Verein mit seinem Programm seit seiner Gründung im Januar 2018 bisher über 1000 Besucher begrüßen und somit das kulturelle Angebot in Georgsmarienhütte in Abstimmung mit der Kulturabteilung der Stadt Georgsmarienhütte erheblich erweitern.

Die bisherigen Konzerte waren musikalisch limitiert, da es an einem Konzertflügel fehlte. Wer kennt ihn nicht den unvergessenen Sketch von Loriot mit dem Spruch „Ein Klavier, ein Klavier“. Um den musikalischen Ansprüchen des künftigen Programms des Vereins zu genügen, musste es für den Freundeskreis allerdings eine Nummer größer sein. Deshalb entstand vor anderthalb Jahren die Idee, einen Konzertflügel zu beschaffen. Da die Eigenmittel des noch jungen Vereins beschränkt waren, machte sich der Vorsitzende Robin Morrison auf die Suche nach Sponsoren.

Und diese Suche war erfolgreich, sodass ein komplett überarbeiteter Konzertflügel der renommierten Firma „Schimmel“ beim Musikhaus Rohlfing in Osnabrück erworben werden konnte. Ende Oktober war es endlich soweit. Der im Werk der Firma Schimmel komplett überarbeitete Flügel fand in der Villa Stahmer in dem ehrwürdigen Herrenzimmer sein neues Zuhause. Ein angemessener Platz für ein wahres Schmuckstück, das die Räumlichkeiten der herrschaftlichen Villa auch optisch bereichert.

Der Entscheidungsprozess war für den Verein nicht einfach. Deshalb war für die Unterstützung durch den Osnabrücker Pianisten André Wickel bei der Auswahl des Instrumentes sehr wertvoll. Wickel hatte mehrere angebotene Flügel verschiedener Musikhäuser gespielt und fachlich beurteilt. Durch seine kompetente Beratung fiel die Entscheidung schließlich für den Konzertflügel der Firma Schimmel. Der nicht unerhebliche Kaufpreis von 21.000 Euro, konnte neben Eigenmittel des Vereins, durch Zuschüsse der Stadt Georgsmarienhütte und des Landkreises Osnabrück sowie privater Spenden aufgebracht werden. Für die Unterstützung bedankt sich Morrison an dieser Stelle bei allen Unterstützern ganz herzlich.

Wenn der Flügel auch coronabedingt aktuell für Konzerte noch nicht genutzt werden kann, freut sich der Verein mit diesem wunderbaren Instrument sein bisheriges Programm weiter ausbauen zu können und dieses, sobald die Coronabedingungen es wieder zulassen, neu starten zu können. Das künftige Programm ist bereits geplant. Die Künstler warten sehnlichst darauf, wieder vor Publikum auftreten zu können. Vorgesehen ist der Ausbau der Konzerte mit einer größeren musikalischen Bandbreite als bisher. Es werden künftig Konzertreihen mit Klassik, Blues und Jazz konzipert. Außerdem soll ein Museumscafé, dass es vor vielen Jahren schon einmal gab, im Herbst und Winter an Sonntagen mit einem musikalischen Rahmenprogramm wieder aktiviert werden.

Das erste Konzert wird als kleines Dankeschön aber den Sponsoren vorbehalten sein, um ihnen bei dieser Gelegenheit das Ergebnis ihrer Unterstützung akustisch aber auch optisch zu vermitteln. In einem zweiten Konzert wird der Flügel danach den Mitgliedern des Vereins präsentiert.

Das nächste Vorhaben des Vereins ist bereits in Arbeit. Es soll Anfang des nächsten Jahres eine Verstärkeranlage beschafft werden, um die Akustik bei den Konzerten qualitativ zu verbessern. Mit diesen hervorrage nden musikalischen und technischen Rahmenbedingungen wird der Kulturstandort Villa Stahmer weiter gestärkt. Die Kulturmacher des Freundeskreises würden sich freuen, wenn ihre engagierte Arbeit auch nach Corona mit dem Besuch ihrer Veranstaltungen weiterhin Anerkennung finden würde. GRM

 

 

Klavierkonzert mit André Sebastian Wickeln und Zichun Jiang
14. Februar 2020, 19.30 Uhr

 

Gut besucht war das erste Konzert mit klassischer Musik in der Villa Stahmer. Mit Unterstützung der Stadt Georgsmarienhütte hatte der Freundeskreis Museum Villa Stahmer hierfür einen Konzertflügel geliehen, sodass das Programm des Vereins um eine zusätzliche Sparte erweitert werden konnte. Das musikalische Thema des Abends lautete: „Über Grenzen hinweg – Klaviermusik aus Europa“. Auf dem Programm standen Werke von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelsohn-Bartholdy, Muzio Clementi und Maurice Ravel. Pianist André Sebastian Wickel spielte zu Beginn Sinfonien und Inventionen von Bach, die er in seiner Köthener Zeit als Unterrichtsmaterial für seinen Sohn Wilhelm Friedemann komponierte. Wickels höchst konzentriertes und einfühlsames Spiel füllte die altehrwürdigen Räume der Villa auf wunderbare Weise. Die Zuhörer stellten sehr schnell fest, welche spielerischen Fähigkeiten sich Wickel in seiner Ausbildung zum Pianisten erworben hat. Er studierte Klavier, Interpretation und Klavierdidaktik bei dem argentinischen Pianisten Julio Florencio Largacha. Es folgten Meisterkurse bei den renommierten Klavierlehrern Prof. Peter Feuchtwanger und Bruno Lenardo Gelber und dem Musikwissenschaftler Diether de la Motte. Konzertreisen führten ihn nach Argentinien, Mallorca und auf das spanische Festland.

Nach der Barockmusik von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) folgte der Sprung in die Zeit der Klassik mit der Sonatine für Klavier D-Dur op. 36/6 von Muzio Clementi (1752-1832), ein italienischer Komponist, Pianist und Musikpädagoge. Einige der erfolgreichsten Pianisten zu Beginn des 19 Jh. gehörten zu seinen Schülern. Die hochtalentierte zehnjährige Zichun Yiang zeigte mit dem Spiel des anspruchsvollen „Allegro con spirito“ und Rondo: „Allegretto spirtuoso“ ihr außergewöhnliches Können auf dem Flügel und ihre große musikalische Begabung. Mit einer faszinierenden Leichtigkeit entwickelte sie ihr sicheres und einfühlsames Spiel und blieb auch in spieltechnisch schwierigen Phasen völlig entspannt. Die Begeisterung des Publikums entlud sich danach in enthusiastischem Applaus, den sich die junge Künstlerin mehr als verdient hatte. Seit 2017 nimmt sie Unterricht in der Klavierklasse von Wickel, in dessen Musikschule „Klangspannungen“ in Osnabrück. Für ihr sehr gelungenes Klavierspiel erhielt sie 2018 und 2019 jeweils den 3. Preis in ihrer Altersklasse beim Bechstein-Klavierwettbewerb in der Hasestadt. Ein Grund mehr für Wickel, auf seine begabte Schülerin stolz zu sein.

Nach der Pause intonierte Wickel aus „Lieder ohne Worte“ op.19/1-3 von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) die Stücke „Andante con moto“, „Andante espressivo“ und „Molto allegro e vivace“. Diese Stücke, die untrennbar mit 48 lyrischen Klavierstücken des Komponisten verbunden sind, haben eine klare Form und eine leicht fassliche und lyrische Melodik, die Wickel äußerst gefühlvoll herausarbeitete. Einen besonderen musikalischen Leckerbissen konnten die Konzertbesucher zum Abschluss des Konzertabends erleben. Es waren Themen aus „Ma mère l’Oye“ von Maurice Ravel, einem Klavierzyklus, für vier Hände komponiert, zu dem sich der Komponist durch eine Märchensammlung inspirieren ließ. Bei diesen Stücken zeigten Zichun und Wickel noch einmal ihr ganzes Können. Mit spielerischer Harmonie und damit verbundener großer Spielfreude ließen sie ihre Zuhörer ihr variationsreiches Spiel erleben und beendeten damit einen gelungenen Konzertabend mit wunderbaren Klavierklängen. Die Konzertbesucher bedankten sich bei den Künstlern mit langanhaltendem Applaus. Aufgrund des Erfolges dieses Konzertes beabsichtigt der Freundeskreis, künftig auch Klassikkonzerte in sein Programm aufzunehmen.

 

Blues von Feinsten mit den Pink Piano Allstars
16. Februar 2020, 17.00 Uhr

 

Vor 33 Jahren wurde im „Pink Piano“ an der Lotter Straße in Osnabrück die legendäre „Blue Monday Jam“ gegründet. Damals wollten die Musiker in einer „Wohnzimmeratmosphäre“ musizieren und ein Treffen für regionale Blues-Fans initiieren. Niemand konnte ahnen, dass dieses die Geburtsstunde einer Osnabrücker Blues-Szene war, die über Jahrzehnte viele Talente auf Europas Blues-Bühnen schicken sollte. Blues in einer solchen intimen Atmosphäre wieder aufzunehmen, gelang nach all den Jahren dem Freundeskreis Museum Villa Stahmer mit den „Pink Piano All Stars“ in der Villa Stahmer am 16. Februar 2020. Die Besucher erlebten in der ausverkauften Villa ein hautnahes musikalisches Erlebnis in einer fast familiären Atmosphäre. Dafür sorgten Christian Rannenberg am Piano, Tommy Schneller am Saxophon, Oliver Spanuth am Schlagzeug und Olli Gee am Bass, die zu den Protagonisten der deutschen Blues-Szene zu zählen sind. An diesem Sonntagnachmittag verwandelte sich die Villa Stahmer in einen Blues Club. Für dieses Konzept konnte der Georgsmarienhütter Musiker Oliver Geselbracht (Olli Gee) ohne Zögern die legendären „Pink Piano Allstars“ begeistern. Christian Rannenberg hat viele Jahre in der amerikanischen Blues-Szene in Chicago und Kalifornien gelebt und stand dort mit vielen Bluesgrößen auf der Bühne. 2013 erhielt er den Pinetop Boogie-Woogie-Award und gilt als der „Nestor der deutschen Blues und Boogie Woogie Pianisten“. Tommy Schneller war bereits mit vielen bekannten Bluesmusikern wie Larry Garner, Rolf Stahlhofen und Ron Williams in Bluesprojekten unterwegs. Für seine Alben wurde er mit zwei „German Blues Awards“ und den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ ausgezeichnet. Oliver Spannuth, ein exzellenter Freelance-Drummer, der in allen Stilistiken der Popularmusik zu Hause ist. Olli Gee spielte 15 Jahre lang in Toschos „Blues Company“ den Bass und stellte in anderen Formationen wie der „Bluesnight Band“ und bei Big Daddy Wilson äußerst erfolgreich sein Können unter Beweis.

Mit dieser hochkarätigen Bluesformation erlebten die Konzertbesucher einen außergewöhnlichen Nachmittag mit fulminant dargeboten Blues-Arrangements. Dass hervorragende, brillante und ausdruckstarke Klavierspiel Rannenbergs begleitet von seinem variantenreichen Gesang war fein abgestimmt mit Olli Gees pointierter Bassbegleitung, die dabei seine ganze musikalische Erfahrung deutlich machte. Hinzu kam die feinfühlige zurückhaltende Schlagzeugbegleitung Spanuths, mit der er dem Konzert bei allen Stücken ganz entspannt einen stimmigen rhythmischen Rahmen gab, während Tommy Schneller immer wieder emotional und ausdrucksstark auf seinem Saxophon improvisierte und mit seinem Gesang dem Konzert eine ganz besondere Note verlieh. Trotz des hohen musikalischen Anspruchs, den die Musiker bewiesen, brachten sie ihre unbändige Spielfreude verbunden mit einer spielerischen Leichtigkeit zum Ausdruck und sorgten mit ihren launigen Dialogen zwischen den Stücken für eine unterhaltsame und entspannte Atmosphäre. Neben vielen bekannten Bluesarrangements durfte natürlich das Traditionsstück „Pink Piano breakdown“ nicht fehlen, dass an die alten Zeiten des „Pink Piano“ erinnerte. Immer wieder honorierten die Zuhörer die eingestreuten gelungenen Soli mit begeistertem Applaus, der auch am Ende des Konzertes lang anhielt.

 

Duo Danny Weiss und Raffael de Florian
17. Juli 2020, 19.30 Uhr

 

Gitarrenmusik vom Feinsten von Django Reinhardt bis Blues, Folk und Flamenco

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Plattmakers
21. August 2020, 19.00 Uhr

Aus der Not in Corona Zeiten eine Tugend machend, lud der Freundeskreis Museum Villa Stahmer nach dem gelungenen Start im Juli am 21.8.2020 zum zweiten Mal zu einem Open-Air-Konzert an der Villa ein. Dieses Mal spielten die „Plattmakers“ aus Hasbergen auf. An der Corona-Ziehharmonika, das Instrument stammt aus Mexico und heißt wirklich so, stand Bernd Niehenke. Als „Pottbäcker“ vom Hüggel in der Region gut bekannt, sorgte er gemeinsam mit Martin Lutze an der E-Gitarre und Klaus Gausmann am Kontrabass für eine einmalige Mischung aus Heimatsound, Blues und Boogie, Texas- und Mexiko-Sound sowie fetzigem Folk. Die Songs waren hervorragend arrangiert und mit vielen Soli bestückt, die insbesondere Lutze gekonnt seiner Gitarre entlockte und damit immer wieder das Publikum begeisterte. Mit großer Spielfreude bot das Trio ihr Varianten reiches Programm dar, das immer wieder durch launige unterhaltsame Anekdoten durch Niehenke ergänzt wurde und die Zuhörer zum Schmunzeln veranlasste. Dabei durften seine Markenzeichen wie Strohhut und Hawaiihemd natürlich nicht fehlen.

Die Lieder, überwiegend in Plattdeutsch gesungen, erzählten äußerst unterhaltsame Geschichten aus dem täglichen Leben meistens mit starkem Lokalkolorit. Etwa von der „Keermisbruut“, das den Versuch beschreibt, für die Kirmes, dem wichtigsten Ereignis in Hagen, eine Braut zu finden. Oder Titel wie „Pedding Maken“, Husschwien“ und „Wachholder“. Neben Blues- und Boogie Sounds waren aber auch Bluegrass-Klänge sowie Polka und Tangomelodien zu hören. „Internationale Musik und die Sprache unserer Vorfahren: Platt“, wie es in der Ankündigung des Konzertes auf einen Punkt gebracht wurde. Das Trio präsentierte ihre Lieder mit großer Spiel- und Improvisationsfreude. Es war ihnen anzumerken, dass sie Corona bedingt lange nicht aufgetreten waren, wie sie feststellten, und somit einen großen Nachholbedarf hatten, endlich wieder ihr Publikum unterhalten zu können. Auf die zwischendurch von Niehenke gestellte Frage “ Wie geht das denn noch?“, kam prompt die Antwort von Gausmann „Das geht ja noch ganz gut“. Das sah das Publikum genauso, wie am Applaus festzustellen war. Daran konnte auch der heftige Regen nichts ändern, der eine Stunde vor Konzertbeginn niederging. Mit etwas Verspätung konnte das Konzert dann doch noch beginnen, sodass 70 Besucher einen sehr unterhaltsamen Abend in dem wunderbaren Ambiente an der Villa erlebten, wie immer hervorragend bewirtet vom Team des Freundeskreises Museum Villa Stahmer. Das Resümee des Abends kann man nur mit „bodenständig, lustig und gnadenlos unterhaltsam“ zusammenfassen. Besonders erwähnenswert ist eine der Zugaben zum Ende des Konzerts. Denn mit „Black Magic Women“ huldigten sie den in diesem Jahr verstorbenen Gitarristen Peter Green, den Gründer von „Fleetwood Mac“, mit dem Plattdeutschen Titel „Swatdeutsche Mam“, in dem Lutze noch einmal sein Können auf der Gitarre demonstrieren konnte.

 

Grand Jam – Akustik Session mit Michael van Merwyk, Gerd Gorke, Oliver Spanhut und Olli Gee
6. September 2020, 17.00 Uhr

Der Freundeskreis Museum Villa Stahmer hat versucht, den Einschränkungen durch Corona in diesem Sommer mit drei Open-Air Konzerten zu begegnen. Und das mit großem Erfolg, wie sich rückblickend feststellen lässt, stellte der Vorsitzende Robin Morrison zufrieden fest.

Corona bedingt musste allerdings die zweite Auflage der Grand Jam Konzertreihe lange auf sich warten lassen. Das ursprünglich im Mai geplante Konzert konnte endlich am 6. September als 3. Open-Air Konzert an der Villa Stahmer nachgeholt werden.  Das Warten hatte sich aber sehr gelohnt. Mit Michael van Merwyk, Gitarre und Gesang, Gerd Gorke , Mundharmonika und Gesang, Sascha Oeing, Bass und Oliver Spanuth am Schlagzeug war die Bühne an diesem Abend mit hochkarätigen Blues Musikern besetzt, die ihre Session  zu einem einzigartigen musikalischen Leckerbissen machten. Merwyk und Gorke erzählten mit ihren Instrumenten und ihren ausdrucksstarken Stimmen mal traurige, mal launige unterhaltsame Geschichten vom Lieben und Leben. Immer in einem ausdrucksstarken Sound, der die gesamte Bandbreite des Blues abdeckte, verbunden mit einer leidenschaftlichen Spielfreude, die Oeing am Bass und Spanuth am Schlagzeug überzeugend ergänzten. Für ihre musikalische Qualität wurden beide Merwyk und Gorke bereits mit dem „German Blues Challenge“ ausgezeichnet.

Das Quartett brachte mit ihren Songs eine herzliche Atmosphäre auf die Bühne fern ab jeglicher Blues Klischees und fand schnell einen engen Kontakt zum Publikum. Dabei moderierte Gorke im äußerst unterhaltsamen Dialog mit seinen Mitstreitern das musikalische Programm, immer wieder mit kleinen Geschichten gespickt, die zum Schmunzeln anregten. „Musik die glücklich macht“, wie Mitorganisator und Bassist Oliver Geselbracht feststellte. Aufgrund einer Handverletzung konnte er dieses Mal nicht selbst in die Saiten greifen. Mit Oeing hat er allerdings für einen guten Ersatz gesorgt.

Viele Klassiker waren zu hören. In „Singing the Blues“ und „Sunny“ bewies sich Gorke als gefühlvoller Sänger. Gleiches galt für den Gospel „I see the light“ mit dem er sehr emotional und fast andächtig das Publikum in seinen Bann zog. Besonders interessant war sein Song „Little Red Hen“ in dem er die traurige Geschichte eines Huhns erzählte und dessen Stimmung eindrucksvoll mit seiner Mundharmonika interpretierte. Mit einem Gürtel voller unterschiedlicher Mundharmonikas, die abwechselnd zum Einsatz kamen, bewies er nachdrücklich, dass die Mundharmonika beim Blues und nicht nur dort, ein vollwertiges Instrument ist.

Einen Kontrapunkt setzte van Merwyk in den rockigen Nummern „Rocking tonight“ und „Country Boy“ mit seiner ausdrucksstarken leicht rauchigen Bluesstimme. Ruhiger erzählte er die Geschichte von dem kleinen Joe, dessen Vater ein Bankräuber war oder in dem Song “Angels come in red“ und „Rocking Chair“  Immer hervorragend begleitet durch sein außergewöhnlich filigranes Gitarrenspiel gespickt mit hochkarätigen Gitarrensoli, die im Dialog mit Gorke das Publikum mitrissen. Zur Höchstform lief Merwyk bei der letzten Zugabe auf. Mit „We can be Heroes“ äußerst gefühlvoll fast meditativ gesungen und mit leisem aber pointierten Gitarrenspiel begleitet zog er die Zuhörer noch einmal ganz tief in seinen Bann. Dieser so wunderbar vorgetragener Song war die Krönung eines außergewöhnlichen Konzertes, das die Zuhörer mit langanhaltendem Applaus honorierten. Wie sagte Spanuth so zutreffend nach dem Konzert: „Ich krieg´ den „Hero“ nicht mehr aus dem Kopf“. So wird es auch vielen der Konzertbesucher auf dem Weg nach Haus gegangen sein.