Jahresrückblick 2019

Jahresrückblick 2019

 

Januar

Wandel – Veränderung – Neuanfang

Texte und Lieder in der Villa Stahmer.

Die erste Veranstaltung des Freundeskreises Museum Villa Stahmer passte mit dem Thema „Wandel. Veränderung. Neuanfang.“ hervorragend als Einstieg für das neue Programm 2019 zum Jahresauftakt. Annika Berelsmann und Amélie Pohlmann gelang es sehr schnell, die Zuhörer mit ihren selbst geschriebenen Texten in ihren Bann zu ziehen. Die Hagener Autorinnen nahmen sie mit auf eine bunte Reise durch eine Welt, mit vielen Enden und noch mehr Anfängen. Wandel, der ersehnt wird, der nicht bemerkt wird und den man selbst ganz bewusst und mit Tatkraft steuern kann. Dieses vermittelten sie ihren Gästen mit Gedichten, Kurzgeschichten und Texten in den drei Kategorien.

So machte Pohlmann in ihrem ersten Text deutlich, wie es einem Autor ergeht, der mit einer Schreibblockade vor seinem Laptop sitzt und eine große Unsicherheit spürt, die richtigen Worte für seine Botschaft zu finden. Während Berelsmann im Wandel von Flut und Ebbe literarisch in abstrakter Form die Hoffnung auf Veränderung zum Ausdruck brachte.

Besonders interessant und sehr unterhaltsam ist die Geschichte der Eltern mit ihren drei Kindern, die irgendwann das Haus verlassen und ihr eigenes Leben führen. Mit Hilfe der modernen Kommunikationsmöglichkeiten wie SMS, e-Mail, Skype und WhatsApp versuchen die Eltern weiterhin, die Kontrolle über ihre Kinder aufrecht zu erhalten. Als dieses nicht gelingt, schaffen sie sich einen Hund an, der ihr neuer Lebensmittelpunkt wird, was wiederum zu erheblichen Irritationen bei den Kindern führt, da sie nunmehr nicht mehr an erster Stelle stehen. Der Kreis schließt sich dann wieder positiv, nachdem sie erfahren das sie Oma und Opa werden. Eine wunderbare Geschichte, wie sie das tägliche Leben schreibt. Interessant auch das interaktive Stück des Dialogs zwischen Vater und Sohn im Mittelalter, in dem der Bauernsohn davon träumt Ritter zu werden. Während Pohlmann den Text des Vaters auf Mittelhochdeutsch spricht, antwortet Berelsmann ihm in der heute gängigen flapsigen Jugendsprache, ein Dialog, der die Problematik von Vater/Sohn Beziehungen mit diesen sprachlich extremen Unterschieden auf unterhaltsame Weise deutlich macht und gekonnt vorgetragen wurde.

Mit einem nachdenklichen Ansatz las Pohlmann ihren Text „Die Zeit im Stein“. Er entstand in einer Arbeitspause während ihres Studiums, als sie sich bei einem Spaziergang auf einem Friedhof entspannen wollte. Sie sah die vielen Gräber, die bis ins 19. Jh. zurückreichten und hundertfach in Stein gemeißelte parallele Zeiten dokumentierten. Beginn und Ende der Leben sind auf ihnen festgehalten, ohne aber die Zeit und ihre Schicksale dazwischen Preis zu geben. Somit werden der Verfall und das Vergängliche in das Bewusstsein des Betrachters gerückt.

Sich selbst steuern, nach dem Motto “Hab die Faxen dicke“, wie Pohlman es ausdrückte, machte der Text über zehn Pappkartons deutlich. In diesen wurde eine ganze Welt, der Inhalt eines bisherigen Lebens für einen Umzug verpackt, der einen Neuanfang an einem anderen Ort verspricht. Abschließend nahm Berelsmann die immer wieder aufs Neue gefassten guten Vorsätze für das neue Jahr aufs Korn. Ziele, die man sich steckt, bleiben auf der Strecke oder werden abgeschwächt. So wird aus vier Mal joggen die Woche schnell zweimal spazieren gehen. Ähnliches gilt für Gewichtsziele, sodass sie sich fragt, muss das denn überhaupt sein und stellt so mit weiteren Beispielen unterhaltsam die Sinnhaftigkeit solcher Vorsätze in Frage.

Alle Texte waren sprachlich sehr ausgefeilt und pointiert vorgetragen. Kein Wunder, wenn man weiß, dass sich die Autorinnen der Germanistik verschrieben haben. So entstanden wunderbare Geschichten, manche eher nachdenklich und andere wiederum äußerst unterhaltsam. Diese wurden ergänzt durch passend ausgewählte Lieder, die die Texte inhaltlich stimmungsvoll ergänzten. Hierzu zählten u.a. „Wann trägt der Wind mich fort“, eine bekannte Melodie aus dem Musical „Bonifatius“, und der wunderbare Titel über das Altern „Ein graues Haar“ von der Band „PUR“. Besonders hervorzuheben sind die wunderbaren Stimmen der beiden Sängerinnen, die mit ihrem klaren hellen Klang und präzise aufeinander abgestimmt ihre Lieder vortrugen. Gleiches galt auch für die instrumentale Besetzung mit E-Piano, Gitarre, Ukulele, Cachon und weiteren Rhythmusinstrumenten.

Die Besucher erlebten einen äußerst gelungenen unterhaltsamen Abend gespickt mit nachdenklichen Akzenten und vielleicht neuen Impulsen für ihren Alltag. Nach begeistertem Applaus entließen die Künstler ihre Zuhörer mit der Zugabe „Ich war noch niemals in New York“ von Udo Jürgens, in einer sehr gelungenen Interpretation, Damit ging ein gelungener literarischer musikalischer Abend einen inhaltlich gut passenden Abschluss in dem für die Kleinkunstreihe der Stadt Georgsmarienhütte sehr geeigneten Ambiente der Villa Stahmer zu Ende.

Februar

Regine Wolff mit „Interlunium“ in der Villa Stahmer

Ein ganzer Kosmos entfaltet sich in den Werken Wolffs, die aus einer Kombination von Textildruck und Ölmalerei entstehen und dadurch einen ganz persönlichen und unverwechselbaren Stil erkennen lassen. Die textil anmutenden Hintergründe, in die sie malerisch ihre Menschen und Tiere hineinzaubert, lassen in ihren Werken ein dynamisches Eigenleben entstehen und schaffen damit harmonische Bildkompositionen. Wolffs Bilder laden den Besucher ein, in eine magische Welt einzutauchen und sich inspirieren zu lassen und über sein Verhältnis zur Natur, den Tieren und Menschen aus einem völlig neuen Blickwinkel nachzudenken. Wolff stellt sich die Frage: „Warum sieht der Mensch sich immer mehr außerhalb der Natur?“ Damit verbunden sei auch der weit verbreitete Fortschrittsglaube absurd, der für sie in der Feststellung mündet „Müssen wir mit allem was wir können die Welt verändern?“ Um nicht daran zu verzweifeln, macht sie wie viele andere Künstler*innen Kunst und zwar naturalistisch, um zu würdigen. was die Natur uns bietet.

Wienerische Klänge in der Villa Stahmer mit Helmuth Thiele

Helmuth Thiele, weit über das Osnabrücker Land hinaus bekannt und beliebt durch das „thiele-neumann-theater, gastierte auf Einladung des Freundeskreises Museum Villa Stahmer mit der bissig heiteren Posse von Johann Nestroy, dem Ahnherrn des Wiener Humors, in der Villa Stahmer. In dem Stück „Weder Lorbeerbaum noch Bettelstab, eine parodierende Posse, kritisiert und parodiert Nestroy die Verklärung des Dichterberufs und nutzte die Parodie, um der Wiener Gesellschaft seine Missachtung ihres schlechten Geschmacks vor Augen zu führen. Thiele entfaltete vor den Augen der Zuschauer die ganze Bandbreite eines heiteren und gleichzeitig kritischen Theaterstückes. Ihm gelang es, in dem Ein-Personen-Stück ohne aufwendige Ausstattung mit nur wenigen Utensilien die Zuschauer in seinen Bann zu ziehen, da er die mehr als zehn verschiedenen Rollen und deren Charaktere mit seinem großen Sprachvermögen im wienerischen Dialekt und verbunden mit einer immer passenden Mimik und Gestik darzustellen vermochte. So konnte er seine großartigen schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen, ergänzt durch seine gesanglichen Qualitäten, die dem Stück eine ganz besondere Note verliehen und bei den Zuhörern großen Anklang fand.

März

Irischer Abend in der Villa Stahmer

Anlässlich des St. Patrick Days am 17. März 2019 hatte der Freundeskreis Museum Villa Stahmer die Freunde irischer Musik in die Villa Stahmer eingeladen. Wieder einmal zeigte sich, dass „Irische Musik“ immer noch ein Selbstläufer ist, denn die Eintrittskarten waren bereits im Vorverkauf vergriffen. Michaela Blum, Peter Nipper und Rainer Mix, die Protagonisten des Trios „folkVenner“, zogen mit ihren irischen Klängen das Publikum in ihren Bann. Da ihr Motto heißt: „Wir spielen nur das, was uns Spaß macht“ sorgten sie mit diesem Ansatz für echte authentische handgemachte Musik. Dazu gehörten Klassiker wie die berühmte Ballade von „Molly Malone“ der Fischverkäuferin in Dublin oder „Rocky Road to Liverpool“ die den schweren Weg eines Emigrantenaus dem Donegal besingt. Eine gelungene Ergänzung des Konzertes waren die Fotos, die begleitend zur Musik im Hintergrund des Trios auf einer Leinwand von Ingrun Waschneck präsentiert und von Peter Nipper sehr unterhaltsam kommentiert wurden. Diese Symbiose aus Musik und Bildern ließen nicht nur die Ohren, sondern auch die Augen der Gäste in das irische Lebensgefühl versinken und von vergangenen oder künftigen Reisen auf der grünen Insel träumen. Vom Giants Causeway, mit seinen Basaltsteinen vulkanen Ursprungs, der der Sage nach die Brücke für einen Riesen auf seinen Weg nach Schottland war und die vielen Schlösser mit wunderbaren Gärten, die sich in dem milden irischen Klima in all ihrer Pracht entfalten können ging die Reise. All diese Eindrücke verbunden mit der wunderbaren Musik lösten bei vielen Besucher eine große Sehnsucht und Fernweh nach der „Grünen Insel“ aus. Aufgrund der sehr positiven Resonanz wurde mit der Band sofort eine Neuauflage in 2020 vereinbart.

Mai

Europa-Abend in der Villa Stahmer

Aus Anlass der Europa-Wahl am 26. Mai 2019 lud der Freundeskreis Museum Villa Stahmer zu einer musikalischen Reise durch Europa in die Villa Stahmer ein. Über 50 Gäste folgten dieser Einladung und erlebten einen außergewöhnlichen musikalischen Abend. Rudolf Engelbrecht, ehemaliger Lehrer am Gymnasium Oesede, und in der Region als Gitarrist und Sänger bestens bekannt, hatte ein vielseitiges Programm zusammengestellt. In seinem musikalischen Streifzug führte er die Zuhörer durch ganz Europa. Von Irland und England nach Portugal, von dort nach Spanien und Griechenland und zurück über Deutschland bis nach Skandinavien mit vielen Klassikern aus diesen Ländern, die die Zuhörer immer wieder zum Mitsingen animierten. Dabei bewies er sein hervorragendes stimmliches und instrumentales Können, dass er mit großer Leichtigkeit und Spielfreude in den vielen verschiedenen Sprachen unter Beweis stellte. In Textbeiträgen wurde darüber hinaus aus unterschiedlichen Perspektiven Europa beleuchtet, das einerseits mit seiner Philosophie, Musik, Malerei und Literatur immer wieder die Menschen aus der ganzen Welt anzieht und andererseits viele politische Wirren und Kriege ertragen musste. So wurde der Abend neben dem Unterhaltungsaspekt auch ein Appell, sich für ein starkes Europa einzusetzen. GRM

Jahresausstellung des Kunstkreises Georgsmarienhütte in der Villa Stahmer

Die Ausstellungen des Kunstkreises Georgsmarienhütte finden seit vielen Jahren in der Villa Stahmer einen angemessenen Rahmen und bei den Besuchern großen Anklang. In diesem Jahr lautete das Motto „Durchblick“. Ein hochinteressantes Thema in einer Zeit, in der Fragen wie die Digitalisierung, Globalisierung, Automatisierung, Erderwärmung und Radikalisierung den Durchblick leicht verloren gehen lassen. Bürgermeister Ansgar Pohlmann, der über viele Jahre die Ausstellungseröffnungen in der Villa Stahmer begleitet hat, ließ es sich nicht nehmen, auch diese für ihn als Bürgermeister letzte Ausstellung zu eröffnen. Helmut Lücke, stellte in seiner Begrüßung schmunzelnd fest. „Durchblick hat man oder nicht“. So einfach haben es sich die Künstler*innen aber nicht gemacht. Die vielseitigen Arbeiten ließen die Besucher auf gesellschaftspolitische Probleme schauen. In abstrakten Strukturen, Formen und Farbzusammenhängen konnten sie eine sehr persönliche „Durchsicht“ gewinnen. Die Bandbreite der ausgestellten Werke reichte von Öl-, Acryl- und Aquarellmalerei über Zeichnungen, Collagen, Skulpturen, Installationen bis zu Fotografien. Die künstlerische Bearbeitung eines gemeinsamen Themas befruchtet die Arbeit im Kunstkreis ungemein, wie Lücke feststellte und führt, wie die Ausstellung zeigte, zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Dem Kunstkreis mit seinen Künstlerinnen und Künstlern war es wieder eindrucksvoll gelungen, das gewählte Thema mit ihren vielseitigen Kunstwerken darzustellen und erfahrbar zu machen. Das kreative Schaffen verbindet Kunstschaffende aus Georgsmarienhütte im Kunstkreis seit 35 Jahren.

Juni

Barock Jazz in der Villa Stahmer

Ein glücklicher Zufall machte es dem Freundeskreis Museum Villa Stahmer möglich, zu einem ganz außergewöhnlichen Konzert in die Villa Stahmer einzuladen. Ein Jazzsaxophonist, eine Opernsängerin und eine barocke Bassgruppe stellten die Musik  einer der faszinierendsten Frauengestalten der Musikgeschichte vor. Die Musiker von “Il Giratempo“, übersetzt der „Zeitenwandler“, wollten nicht einfach in vergangene Zeiten entführen. Das junge Ensemble hatte es sich vielmehr zur Aufgabe gemacht, mit den musikalischen Schätzen seiner Reisen in die Vergangenheit das hier und jetzt aufzumischen. Und das ist ihnen in ihrem Konzert bestens gelungen. Maximilian Volbers beherrschte neben seinem Cembalo auch seine Blockflöte auf wunderbare Weise. Shen-Ju Chang zeigte ihr Können sehr einfühlsam auf der Viola da Gamba und Vanessa Heinisch entlockte ihrer Theorbe, auch als Basslaute bekannt, und der Barockgitarre fabelhafte Klänge. Mit ihren historischen Instrumenten spielten sie Musikstücke des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt ihrer Musik steht die Komponistin und Sängerin Barbara Strozzi, eine der führenden Köpfe der neuen Musikergeneration ihrer Zeit. Mut, Sicherheit, Virtuosität und eine gerüttelten Portion Eigenwilligkeit gestalteten sie ihr Konzert, ein wahres Fest der Sinne. Dabei wurden sie von zwei ganz außergewöhnlichen Solisten unterstützt, die den Werken eine ganz besondere Note verliehen. Sopranistin Laila Salome Fischer gelang es in all ihren Gesangspartien mit ihrer hervorragend ausgebildeten und ausdruckstarken Stimme sowie ihres großen Stimmenumfangs immer wieder das Publikum zu begeistern. Magnus Mehl, mehrfach ausgezeichneter Jazz Saxophonist, lies sich von den historischen Melodien und Rhythmen inspirieren, und mit seiner jazzigen Begleitung und gab dem Konzert mit seinen unglaublich feinfühligen bis hin zu enthusiastischen Improvisationen auf seinem Bass- und Sopran-Saxophon eine ganz besondere Note.

 

 

September

„Schöpfung“ ein Abend mit Liedern und Texten

Die Künstlerinnen Annika Berelsmann und Amélie Pohlmann waren bereits zum zweiten Mal als Gäste in der Villa Stahmer. Die Autorinnen aus der Nachbargemeinde Hagen widmeten sich mit ihrer neuen musikalischen Lesung mit eigenen Texten dieses Mal der Frage: „Was kann der Mensch so alles kreieren, von weltbewegenden Erfindungen bis hin zu den kleinsten Dingen des täglichen Lebens?“ Sie beschrieben in ihren Gedichten, poetischen Texten und Kurzgeschichten Lebenssituationen, in denen Schöpfung und Zerstörung oftmals nah beieinander liegen. Die Bandbreite ihrer Texte reichte von romantisch poetischen Gedichten über aggressive Texte zu Konfliktsituationen bis zu ersten Erinnerungsstücken ihrer dichterischen Anfänge aus der Schulzeit. Die sprachlich anspruchsvolle Auseinandersetzung mit dem Roman „Treffen in Telgte“ von Günter Grass oder die Kurzgeschichte „Der schiefe Turm von Isa“ zeugten von der besonderen sprachlichen Kreativität der beiden Germanistinnen. In ihren Texten schimmerte immer wieder auch autobiografisches durch, wenn sie beispielsweise über Spaziergänge in der Dämmerung in einem Wald sinnierten. All ihre Texte waren sprachlich sehr ausgefeilt und pointiert vorgetragen. Jeder Text hatte eine ganz spezielle Wirkung und einen besonderen Reiz, der die Zuhörer immer wieder schmunzeln ließ oder aber nachdenklich stimmte. Diese Stimmung wurde unterstützt durch die Auswahl der Lieder, die instrumental und gesanglich locker, aber sehr gekonnt vorgetragen wurden, und die Texte thematisch schlüssig ergänzten. Hierzu zählten unter anderen der nachdenkliche Song „Dust in the Wind“, ein Klassiker der Musikgeschichte von der Gruppe „Kansas“ und das Lied „Wann trägt der Wind mich fort“ aus dem Musical „Bonifatius“, mit dem positiven Aspekten, wie inneres Wachstum besungen wurden. Die Besucher erlebten einen äußerst gelungenen unterhaltsamen Abend gespickt mit nachdenklichen Akzenten und vielleicht auch neuen Impulsen für ihren Alltag.

Oktober

Ein künstlerisches Projekt zum Thema Essen

Passend zur aktuellen Lebensmitteldiskussion hatten die Georgsmarienhütter Künstlerinnen Christine Venneman und Margit Rusert, Mitglieder des Kunstkreises Georgsmarienhütte e.V, das interessante Kunst- und Kulturprojekt „Was wir essen – woher es kommt“ für Georgsmarienhütte entwickelt. Dabei ging es nicht nur um Kunst, sondern weit darüber hinaus um die kritische Auseinandersetzung mit unseren Lebensmitteln und deren Produktion, um Nahrungsmangel, Esskultur und Klimawandel. Sie informierten damit über die Nahrung und Essgewohnheiten aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Zeiten. Ein wesentliches Ziel war es, die Probleme aufzuzeigen und bewusst machen, die das Konsumverhalten der Menschen verursachen. Den beiden Initiatorinnen ist es mit großem Aufwand und unermüdlichem Engagement in eindrucksvoller Weise gelungen, dieses Thema über den künstlerischen Aspekt hinaus auf eine breite Basis in der Bevölkerung der Stadt Georgsmarienhütte zu stellen. Dieses zeigt die weit gefächerte Beteiligung von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen der Stadt an diesem Projekt. Neben vielen Künstlern, unter anderem des Kunstkreises Georgsmarienhütte, sowie aus den Partnerstädten St. Macaire (F), Emmen/ Schoonebeek NL und Remagen, beteiligten sich Seniorinnen und Senioren aus dem „Haus am Kasinopark“, Kinder des KIGA „Haus der kleinen Füße“, das Familienzentrum „Maries Hütte“, Schüler*innen des Gymnasiums Oesede, die Kunstschule Paletti, „Terre des Hommes“ und Landwirte, die eine Fortbildung an der Landvolk-hochschule Oesede absolvierten. Sie alle trugen mit ihren ausdrucksstarken Arbeiten zum Gelingen des Projektes bei. Gemeinsam mit Künstler*innen/Kunstpädagogen*innen setzten sie sich mit dieser wichtigen und interessanten Thematik auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse der künstlerischen Arbeit wurden im September in einer Ausstellung in der Villa Stahmer präsentiert. In vielen Führungen erläuterten die Künstlerinnen das Ergebnis des Projektes Schüler*innen der benachbarten Schulen. Damit erzielte das Projekt eine breite Wirkung in der Öffentlichkeit und regte die am Projekt Beteiligten und Besucher der Ausstellung zu einer neuen Sichtweise auf ihre Ernährung an. Unterstützt wurde das Projekt durch den Landkreises Osnabrück, der Stadt Georgsmarienhütte, dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e.V. und dem Freundeskreis Museum Villa Stahmer.  

Japanische Holzschnitte in der Villa Stahmer

In der Villa Stahmer sind noch bis zum 14. Dezember 2019 Holzschnitte des japanischen Künstlers Kiyochika Kobayashi (1847-1915) aus der Sammlung von Gerd Philipp zu sehen. Das Thema der Ausstellung „Hana Moyo“ bedeutet übersetzt „Muster der Blumen“. Gerd Philipp, der leidenschaftliche Sammler aus Ankum, stellt fest, dass die hier gezeigten Bilder keine elitären künstlerischen Produktionen sind, wie wir das von europäischen Werken kennen. Es handelt sich eher um ein japanisches Massenphänomen. Man konnte die Holzschnitte für wenig Geld auf der Straße kaufen. Es sind Bilder einer flüchtigen und vergänglichen Welt. Sie zeigen mit großer Liebe zum Detail Szenen vor allem aus der Welt des Vergnügens aus dem zu Ende gehenden 19. Jh. und des beginnenden 20. Jh., die das Bürgertum sehr interessierte. So wurden allein im Jahr 1876 über 2,5 Millionen Holzschnitte verkauft. Sie wurden zu einem Spiegelbild der japanischen Gesellschaft und stehen damit in Japan in einem gesellschaftlichen und politischen Kontext und vermitteln den Besuchern darüber hinaus viele Aspekte der japanischen Kultur und Geschichte. Neben ihrer Botschaft ist die filigrane und farbenfrohe Gestaltung der Arbeiten hervorzuheben, die mit einem ganz besonderen Reiz auf den Betrachter wirken. Hierzu trägt nicht zuletzt auch die fremdartige Atmosphäre bei, die die Motive dezent vermittelt. In Japan selbst wurden die Holzschnitte, auch „Bilder der fließenden Welt“ genannt, lange Zeit nicht als eigene Form der bürgerlichen Kultur und Kunstform eingeschätzt, da sie zu alltäglich geworden waren. Erst das Interesse ausländischer Wissenschaftler ließ die Japaner den Wert ihrer Ukiyo-e, das japanische Wort für diese Bilder, wiedererkennen.

November

 

Dezember

Weihnachtlicher Kästner-Abend

 

Erich Kästner-Abend mit Günter Gall in der Villa Stahmer

Einen ganz besonderen Nikolausabend erlebten die Besucher des Kästner-Abend in der Villa Stahmer. Günter Gall präsentierte mit seiner „Parade am Weihnachtstisch“ sein (vor)weihnachtliches Programm mit Liedern, Lyrik und Prosa von Erich Kästner. Gall, Jahrgang 1947, ist getauft mit geweihtem Rheinwasser, wie er selbst feststellt. Das verbindet ihn mit dem legendären Hanns Dieter Hüsch, mit dem er in den 1990er Jahren des Öfteren auf der Bühne stand. Gall ist der „Berufsniederrheiner“ der im Straßenstaub der Fußgänger-Zonen in den 1970er Jahren mit Volks- und Bänkelliedern seine musikalischen Anfänge startete. Der Bänkelsänger ist seit mehr als 45 Jahren „unterwegs“ mit mehr als 80 Auftritten per anno im ganzen deutschsprachigen Raum, sowie dem angrenzenden Ausland. Neben seinen musikalischen Fähigkeiten entwickelte er sich zu einem einfühlsamen Interpreten zahlreicher Literaturprogramme, mit denen er seit 35 Jahren die deutschen Kleinkunstbühnen bereichert.

Diese außergewöhnliche Gabe, Musik und Texte zu kombinieren, stellte er in der Villa Stahmer nachdrücklich unter Beweis. Mit einer Mischung aus Liedern und Texten gelang es ihm, von Beginn an das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Die meisten seiner dargebotenen Lieder stammen aus seiner Feder. Für bekannte Lieder wie „Brüderlein und Schwesterlein“ und „Schneeflöckchen“ „Morgen Kinder wird’s was geben“ hat er eigene Texte geschrieben und die eingängigen besinnlichen Melodien mit nachdenklichen Botschaften verbunden, wodurch ein ganz besonderer Reiz von ihnen ausgeht. Die Lieder und Chansons klangen mal traurig, mal heiter und oft mit kritischen Inhalten versehen. Außer Kästner hatte Gall Zeitgenossen/innen Kästners wie Mascha Kaléko, mit ihrer bitteren Heiterkeit und Joachim Ringelnatz mit seinen melancholisch schelmenhaften Texten in sein Programm aufgenommen. Ebenso Franz Degenhardt, den er für den bedeutendsten Liedermacher hält.

Auch die Texte von Erich Kästner, hatte er sorgfältig passend zur Thematik des Abends ausgesucht. Wie die Geschichte eines Jungen, der im Spannungsfeld seiner Eltern den Weihnachtsabend verbrachte, von beiden überhäuft mit Geschenken in Erwartung seiner Dankbarkeit, die er unter großer Anspannung bemüht war, gleichmäßig auf sie zu verteilen, um keinen Streit aufkommen zu lassen. Oder die Erzählung von einem jungen Mann, den die Mutter bat, am Heiligen Abend, noch schnell für das Weihnachtsessen Senf für die Würstchen zu holen. Er kehrte allerdings erst nach 5 Jahren zum Essen am Weihnachtsabend mit einem Glas Senf zurück. Feinfühlige nachdenkliche Geschichten, mit denen Gall seine Qualitäten als Geschichtenerzähler unter Beweis stellte.

Am Ende seines Konzertes wurde es rockig, indem er an Woodstock vor 50 Jahren erinnerte. Mit dem Song “Mercedes Benz“ von Janis Joplin, den er mit seiner etwas rauchigen markanten Stimme wie im Original A-capella sang, begeisterte er noch einmal seine Zuhörer. Nicht zuletzt deshalb, weil er auch hierfür einen interessanten deutschen Text geschrieben hat, der sich in seiner Botschaft kritisch mit dem Konsum zu Weihnachten auseinandersetzt. So erlebten die Zuhörer einen beindruckenden und unterhaltsamen literarisch-musikalischen Abend, der sie oft schmunzeln ließ und sie gleichzeitig nachdenklich auf die Weihnachtszeit einstimmte.

Einen weiteren vorweihnachtlichen Termin veranstaltet der Freundeskreis Museum Villa Stahmer am 14.12.19 von 14:00 bis 18.00 Uhr mit seinem Winterzauber in der Villa Stahmer. Der Eintritt ist frei. Neben Kaffee und Kuchen sowie Glühwein und Bratwurst können die zwei aktuellen Kunstausstellungen besucht und auf dem Basar kleine Weihnachtgeschenke erworben werden. Kinder sind eingeladen für Weinachten zu basteln und spannenden Geschichten zuhören.

Winterzauber in der Villa Stahmer

Zum zweiten Mal hatte der Freundeskreis Museum Villa Stahmer im Dezember 2019 zum Winterzauber in die Villa Stahmer eingeladen. Trotz des regnerischen Wetters fanden viele Besucher den Weg in die Villa Stahmer. Die Villa war weihnachtlich geschmückt als die ersten Besucher am frühen Nachmittag bei freiem Eintritt in die Villa kamen. Es erwartete sie eine Kaffeetafel mit selbst verschiedensten schmackhaften Kuchen. Der geschmückte Weihnachtsbaum und die weihnachtliche Musik sorgten im Gegensatz zum schmuddeligen Wetter draußen für eine gemütliche vorweihnachtliche Stimmung. Nach dem Kaffeetrinken hatten die Besucher die Gelegenheit, noch kleine und größere Weihnachtsgeschenke zu erwerben. Sieben Kunsthandwerker aus Georgsmarienhütte boten an ihren Basarständen filigrane bleiverglaste Objekte, hochwertige Keramikarbeiten, interessante Filzarbeiten und weihnachtliche Deko. Außerdem wurden von der Nähgruppe „Reißverschluss“ von Maries Hütte, selbstgenähte hochwertige Kleidung und andere aus Stoff gefertigte Artikel angeboten. Darüber hinaus waren die aktuellen Ausstellungen zu sehen. Im Erdgeschoß konnten die farbfrohen prächtigen japanischen Holzschnitte von dem Ankumer Sammler Gerd Phillips bewundert werden. Im Obergeschoß lud die Ausstellung „7 unterm Dach“ des Kunstkreises Georgsmarienhütte ein, die breite Palette der Arbeiten der Künstler*innen zu betrachten.  Auch für die Kinder gab es ein interessantes Angebot. Sie konnten unter Anleitung kleine Weihnachtsgeschenke basteln und spannenden Geschichten zuhören. Der Erlös, den ein Bücherbasars in Höhe von 150 Euro erzielte, wurde MariesHütte für ihre Arbeit im Familienzentrum gespendet. Hierüber freuten sich die Vorsitzenden Zentrums Martina Stoermann und Heike Bulthaupt. Im ebenfalls geschmückten Backhaus der Villa Stahmer wurden den Besuchern weißer Glühwein und leckere Bratwurst angeboten.