Jahresrückblick 2021
Boogielicious
10. Juli 2021, 19.30 Uhr
In Zusammenarbeit mit der Kulturabteilung der Stadt Georgsmarienhütte brachte der Freundeskreis Museum Villa Stahmer e.V. mit „Boogielicious“ erstklassige Musik auf die neue Open-Air-Bühne an der Villa Stahmer. In Georgsmarienhütte war die Band, die auch immer wieder Konzerte im Ausland bestreiten, in den letzten Jahren regelmäßig wiederholt zu Gast, mit unvergessenen Konzerten und Größen der Musik-Szene wie die Pianisten Gottfried Böttger und Axel Zwingenberger. Seit 2008 hat sich Boogielicious mit Dr. Bertram Becher verstärkt, einem außergewöhnlichen Bluesharmonika-Spieler. In dieser Besetzung ist Boogielicious momentan wohl eine der außergewöhnlichsten Boogie-Formationen der Szene in Europa, die die Musik der 20iger, 30iger und 40iger Jahre in das aktuelle Jahrhundert katapultiert. Inzwischen haben sich die drei Musiker mit ihren acht Alben auf die vorderen Ränge ihres Genres vorgearbeitet.
Die enorme Spielfreude der Band springt bei ihren Konzerten auf die Zuhörer über. Denn Boogielicious ist ein Trio, das die Liebhaber handgemachter Musik elektrisiert und Boogie Woogie-Fans, Alt Rock´n-Roller, traditionelle Jazzer und Blues-Anhänger gleichermaßen begeistert. Die drei Musiker bestechen durch ihre unglaubliche Virtuosität, die Einzigartigkeit ihres Repertoires und überzeugen mit ihrem brillanten Zusammenspiel – ihre Musik scheint für sie ein Lebensgefühl zu sein. Und das zeigten die drei Protagonisten am 10.Juli 2021 bei ihrem Konzert wieder einmal an der Villa Stahmer, sodass die Konzertbesucher einen ganz besonderen Konzertabend erleben durften.
Eecco Rijken Rapp ließ seine Hände gekonnt über die Tasten fliegen und überzeugte außerdem mit seinem gekonnt locker-lässigen Gesang die Zuhörer. Bandleader David Herzel erwies sich als begnadeter Schlagzeuger, der mit seinem äußerst variantenreichen, dezenten und rhythmischen Spiel, den dargebotenen Stücken eine ganz besondere Note verlieh. Der Boogie-Woogie war in jeder Sekunde ihres Spiels ganz bei ihnen und wurde ergänzt durch eingängige Klassiker des Blues und Jazz. Kurz gesagt und wie der Bandname es schon aussagt, „östlicher Boogie-Woogie und mehr! It ́s delicious, it ́s Boogielicious! Drei Musiker, die sich blind verstehen und mit ihrer Spielfreude und einer bemerkenswerten Leichtigkeit das Publikum für ihre Musik begeistern. Als hervorragende Ergänzung der beiden Könner erweist sich Dr. Bertram Becher. Sein variantenreiches Harmonika-Spiel macht den Sound der Band noch homogener und abwechslungsreicher. Der Sound der verschiedenen von ihm gespielten Harmonikas, in Fachkreisen Bluesharps genannt, erinnert an viele verschiedene Blasinstrumente und geben den einzelnen Stücken einen ganz besonderen Drive. Besonders interessant war seine musikalische Reise durch verschiedene Länder wie Frankreich, Irland und Amerika sowie Bayern, in dem er mehrstimmig die typischen musikalischen Rhythmen dieser Länder gekonnt intonierte. Es ertönten Klänge von bayerischen Schuhplattlern über französische Musettewalzer, irische Weisen und der Sound von Dampfloks mit quietschen Bremsen aus Amerika in einer unglaublichen musikalischen Vielfalt. Damit war es ihm ein Anliegen, deutlich zu machen, dass die Harmonika weltweit ein wichtiges Instrument der Volksmusik sei, klein, immer in der Hosentasche dabei und musikalisch variantenreich zu spielen. Becher hat die Gabe, seine Instrumente so zu spielen, dass sie zuweilen den Klang von anderen Instrumenten wie Saxophon und Klarinette vermitteln und entwickelt dabei eine ganz persönliche individuelle Spielweise, die seinesgleichen sucht.
Ein musikalischer Höhepunkt des Abends war die Hommage an George Gershwin. Mit viel Gefühl gespielt und instrumental fein abgestimmt klang der Klassiker „Summertime“ durch den sommerlichen Abend an der Villa Stahmer. Der Flow, der durch die Mischung aus coolem „Gesang“ der Harmonika, dezenter Schlagzeug-Begleitung und jazzigen Piano entstand, war unwiderstehlich, und begeisterte die Zuhörer, wie der anschließende Applaus deutlich machte. Mit einem fulminanten Finale mit mehreren Zugaben verabschiedeten sich Herzel, Rapp und Becher und machten mit ihrer unglaublichen Spielfreude deutlich, dass sie gern in Georgsmarienhütte auf der Bühne an der Villa Stahmer gespielt haben. Neben ihrem musikalischen Können hinterließen sie zudem nach dem Konzert in ausgiebigen Gesprächen mit dem Publikum einen sehr sympathischen Eindruck. Damit ging ein wunderbarer Konzertabend zu Ende, den die Besucher mit langanhaltendem Applaus honorierten.
Reidar Jensen Trio
8. August 2021, 18.00 Uhr
„Finest Acoustic Poetry” war im August auf der Kulturbühne vom dem „Reidar Jensen Trio“ zu hören. Der Norweger Jensen spielte mit den versierten Musikern, dem Gitarristen Romer Avendano aus Venezuela und dem Bassisten David Perez Luna aus Equador, eigene Songs und erzählte mit seinen Texten Themen aus vielfältigen Bereichen des Lebens deutlich. Darunter finden sich Lebens- und Liebeslieder von Menschen in unterschiedlichsten Situationen. Darin greift er auch aktuelle gesellschaftlich relevante Themen, mit unter die Haut gehenden Texten über Krieg, Armut und andere Ungerechtigkeiten die uns die Welt täglich vor Augen führt, auf. Welt.
Meistens gefühlvoll und mitunter eindringlich gesanglich dargeboten, erzählte er seine Geschichten im klassischen Sing/Songwriter-Stil. Im Hintergrund begleiten ihn zurückhaltend aber Lunas auf seinem eher seltenen zu sehendem sechsseitigem Bass und Avendanos auf der Konzertgitarre. Zwei ausgewiesene Könner auf ihren Instrumenten. Für seine Songs wurde Jensen bereits mehrfach bei verschiedenen Wettbewerben zuletzt in England ausgezeichnet.
Blues vom Feinsten – Jum Kahr & die Grand Jam Band
28. August 2021, 18.00 Uhr
Es war ein verregneter Sommerabend Ende August an der Villa Stahmer. Trotzdem ließen es sich über 50 Besucher nicht nehmen, ein ganz besonderes Konzert zu erleben. Mit Regenkleidung, Schirmen und teilweise Decken bewaffnet, wurden sie mit einem einmaligen Blueskonzert belohnt. Dem Freundeskreis Museum Villa Stahmer war es gelungen einen Blues-Leckerbissen auf seine Kulturbühne zu bringen. Stargast des Abends war Jim Kahr, ein Ausnahmegitarrist, Sänger und Songschreiber. Satter Blues erfüllte die feuchtkalte Luft an diesem wenig sommerlichen Abend, als der aus Chicago, USA, stammende Gitarren-Virtuose seinen Blues zelebrierte. Im ersten Teil des Programms begleitete ihn die „Grand Jam Band“ mit Oliver Spannuth am Schlagzeug und Olli „“Gee“ Geselbracht am Bass. Kahr der in den 80er Jahren mit Legenden wie Willie Dixon, Sunnyland Slim, Jimmy Rogers,John, Lee Hooker, Mike Bloomfiled oder Freddie King ins Studio und auf Tournee ging, stellte in seinen Songs sein ganzes instrumentales und stimmliches Können unter Beweis. Blues vom Feinsten war das Ergebnis, das sich den Anwesenden bot. Sein variantenreiches Gitarrenspiel war außergewöhnlich und reichte bis zu mit spanischen Klängen unterlegtem Blues.
In seinem Publikum fand er andächtige Zuhörer, die die Musik des zurückhaltenden und völlig uneitlen Künstlers sichtlich genossen. Besonders beeindruckend war der zweite Teil des Konzertes, den Kahr alleine bestritt. Völlig entspannt, aber mit einer unglaublichen Präsenz auf der Bühne, zog er seine Zuhörer*innen ganz in seinen Bann, die sich für den ihnen gebotenen Musikgenuss immer wieder mit anhaltendem Applaus bedankten. Das Finale bestritten die drei Bluesprotagonisten gemeinsam und präsentierten sich, wie bereits zu Beginn des Konzertes, noch einmal mit satten Bluesklängen als harmonisches Trio. Denn die immer stimmige Bassbegleitung von Olli Gee und Oliver Spanuths zurückhaltender aber pointierter Background an den Drumms rundeten das Konzert harmonisch ab.
Romy Camerun Trio
21. November 2021, 18.00 Uhr
Die Besucher des ersten Konzertes des Herbst-/Winterprogramms des Freundeskreis Museum Villa Stahmer erlebten einen ganz besonderen Jazz-Abend. Unter dem Motto “Jazz vom Feinsten“ stellte Romy Camerun ihr hervorragendes Können als Sängerin und Pianistin unter Beweis. Begleitet wurde sie von Marcello Albrecht am E – Bass und Oliver Spanuth am Schlagzeug, der bereits bei früheren Auftritten in der Villa Stahmer das Publikum überzeugen konnte. Diese beiden Musiker gehören seit langem zu den Protagonisten der Norddeutschen Musikszene.
Romy Camerun ist international als herausragende Jazzsängerin bekannt. Offen für musikalische Einflüsse aus unterschiedlichen Richtungen steht sie in der Tradition des blues-beeinflussten Jazzgesangs. Sie begeistert mit ihrer unverkennbaren, leidenschaftlichen Stimme und ihrem virtuosen, kreativen Scatgesang immer wieder ihr Publikum. So auch an diesem Abend in der Villa Stahmer. Nach dem Beginn mit dem Klassiker „My Favorite Things“ von Richard Rodgers, mit dem sie gleich zu Beginn des Konzertes im übertragenen Sinne ihre Liebe zum Jazz deutlich machte. blätterte sie mit ihrem Programm für ihr Publikum ein breites Spektrum des Jazz auf. Mit dabei waren Stücke wie „All My Tomorrow“, ein Song der speziell für Frank Sinatra geschrieben wurde, oder „You Don’t Know What Love Is“ der ursprünglich als Popsong veröffentlicht wurde, aber sich in den 1950er Jahren zu einem Jazzstandard entwickelte. Zwei gefühlvolle Balladen, die Camerun mit ihrer wunderbar weichen Stimme gefühlvoll interpretierte, immer dezent, aber wo nötig, von Albrecht am Bass und Spanuth am Schlagzeug begleitet. Die Harmonie und die damit Spielfreude des Trios begeisterte die fachkundigen Konzertbesucher auch bei den übrigen Stücken des Programms. Hierzu zählten unter anderem „The Lady who sang the Blues“ von Billy Holliday aus dem gleichnamigen Film über ihr tragisches Leben und „Four Women“ von Nina Simone, die damit gegen die Benachteiligung farbiger Frauen in den USA protestierte. Daneben sang Camerun aber auch „Ohrwürmer“ wie „Look At The Rainbow“ oder „In April“. Ihre Songs zelebrierte sie mit großer Leidenschaft immer sehr groovig, verbunden mit großer Improvisationsfreude. Zwischen ihren Songs gelang es Camerun. ihr Publikum mit Anekdoten aus der Jazzszene zu unterhalten, unter anderem mit der persönlichen Anmerkung, dass ihr Vater für sie den Beruf einer med. techn. Assistentin vorgesehen hätte. Sie habe aber lieber die „Wilde Fahrt mit einem Bankkonto im Defizit“ gewählt habe, die ja bei Jazzmusikern sehr verbreitet sei.
Während Spanuth und Albrecht im Laufe des Abends gekonnt einen dezenten rhythmischen Background für Camerun‘s virtuoses Klavierspiel und ihren variantenreichen Gesang sicherstellten, hatten beide Musiker auch mehrfach die Gelegenheit, mit ihren Soli ihre Fähigkeiten als hervorragende Könner ihres Faches unter Beweis zu stellen. Es war bemerkenswert, wie es dem Trio zu dritt gelang, einen „Big Sound“ in die ehrwürdigen Räume der Villa zu zaubern. Ein sehr gelungener Abend, an dem das Trio die Besucher in eine Welt wunderbarer Jazzklänge entführte. Dafür dankten diese mit langanhaltendem Applaus und konnten sich mit „My Funny Valentine“ und dem einfühlsamen „Emily“ über weitere Zugaben freuen. Am Ende des Konzertes waren sich alle einig. So etwas sollte auf jeden Fall wiederholt werden.